Pilgerweg Fürstenberg - Prenzlau. Ein Erlebnisbericht

„Mir ist es so“, sagt Angy am vierten und letzten Tag „als ob wir schon seit 100 Jahren pilgerten.“ Wir machen gerade eine kurze Trinkpause 3 km vor Prenzlau. Das Ziel ist nah. Sie hat recht: Wie weit weg erscheint unsere tägliche Routine, unser geregeltes Leben, unser Zuhause!
In diesen vier Tagen sind wir stiller, nachsichtiger, solidarischer geworden. Die Gespräche haben sich vertieft, wir wissen viel von den Anderen. Wir werden nichts davon verraten, ein Pilgerweg ist ein geschützter Raum.
Als wir in Fürstenberg starteten, waren wir alle voller Kraft und Tatendrang. Der Weg durch das Jugend-KZ Uckermark, in der Nähe von Ravensbrück, machte uns nachdenklich. Viele wussten nichts davon.
Nach dem Besuch der Klosterruine und des Klostergartens in Himmelfort pilgerten wir an schönen Seen entlang durch einen Naturmischwald. Wir genossen den Blick auf die malerische Woblitz, die sich durch den Wald schlängelt.
In Lychen empfing uns die Pfarrerin, Frau Richter, eine fröhliche und ehrliche Gestalt. „Sie ist wirklich sympathisch“, dachte ich, „sie sieht gar nicht aus wie eine Pfarrerin“. Sie erzählte uns von der Kirche und vom heiligen Johannes, als ob sie Kindern ein Märchen erzählte.
Danach wurden wir von Frau Sara Cato in unserer Nachtunterkunft „Lychen House“ empfangen. Wir freuten uns über den schönen Blick und die kunstvolle und bequeme Einrichtung.
Sie bat uns eine kostenlose Schreibmeditation an: vier Minute Schreiben, vier Minuten Schweigen, fünf Male. Alles in Fluss, nur für uns, ohne vorlesen. Die Dohlen webten einen Klangteppich um uns herum. Ich schrieb: „Diese Frauen sind so schön, wenn ihre Gesichter sich entspannen…“. D. schrieb: „Wenn ich gehe, bin ich glücklich.“
Ja, wir waren eine reine Frauengruppe. Trauen sich die Männer nicht? Fehlt ihnen der sportliche Anreiz? Oder die Exotik?. Angy meinte: „Besser so, wir brauchen keine Wurst zu kaufen.“
Der zweite Tag, von Lychen nach Templin, war für mich der schwierigste. Mein Körper war Ein-Tag-Wanderungen gewohnt und wollte jetzt Ruhe. Die Badepause an Platkowsee verdoppelte unsere Energie.
Abends in Templin versuchten wir, es uns auf dem Fußboden im Saal der Evangelischen Gemeinde bequem zu machen. „Mir tun alle Knochen weh“, sagten einige am nächsten Tag. „Pilger nehmen alles als Geschenk an“, erinnerte ich sie. Das königliche Frühstück gab uns wieder Kraft.
Der dritte Tag war der härteste: 24 km, davon 5 km auf Asphalt… und es war heiß!
In Boitzenburg kamen wir etwas zu spät zur Friedensandacht, aber Pfarrer Zobel hieß uns willkommen. Nach der Andacht erzählte er uns Schönes und Bedenkliches über die Kirche. Die Frage „Was versteckt sich in der Gruft unter diesem Boden?“ wird wegen der immensen Kosten noch lange unbeantwortet bleiben.
Die zweite Nacht auf dem Boden eines Gemeindehauses war bequemer, alle schliefen gut. Wir hatten genügend Kissen zur Verfügung und Pfarrer Zobel gab der Ältesten von uns seine eigene Sportmatte, groß und bequem. Wir frühstückten im schönen Garten des Pfarrhauses, mit Blick auf Schloss und Kirchturm.
Und schon waren wir wieder unterwegs, nach Prenzlau, unserem Ziel.
Als wir uns vor der Marienkirche fotografierten, dachte ich: „Schade, ich möchte gern mit dieser Gruppe weiter pilgern!“
Schöne Momente sind flüchtig, aber es wird andere Pilgerwege geben, den nächsten im kommenden Frühling. Alle sind herzlich eingeladen!

Dr. Teodora Ansaldo